Terence Hensley
12.05.2025
15
Terence Hensley
12.05.2025
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Die Schweiz ist ein Land mit einem reichen kulturellen und religiösen Erbe, in dem traditionell verschiedene Glaubensrichtungen koexistieren. Als Bundesstaat mit 26 Kantonen weist die Schweiz eine hohe regionale Vielfalt in Glaubensfragen und religiöser Praxis auf. Ab 2025 entwickelt sich die religiöse Landschaft des Landes unter dem Einfluss globaler Trends, Migration, Säkularismus und interner sozialer Veränderungen weiter.
Über Jahrhunderte hinweg blieben die wichtigsten Religionen in der Schweiz das Christentum – hauptsächlich der Katholizismus und der Protestantismus (hauptsächlich die reformierte Bewegung). Gemäss Angaben des Bundesamtes für Statistik für das Jahr 2024 bekennen sich rund 35 % der Bevölkerung der Schweiz zum katholischen Glauben, rund 25 % bezeichnen sich als Mitglieder der Evangelisch-reformierten Kirche Schweiz (Église réformée évangélique suisse).
Allerdings verzeichnen beide Konfessionen einen spürbaren Rückgang der Zahl ihrer aktiven Gemeindemitglieder. Viele Bürger bleiben formal Mitglied der Kirche, nehmen jedoch nicht an Gottesdiensten oder Sakramenten teil. Dies hängt sowohl mit dem allgemeinen Prozess der Säkularisierung der Gesellschaft als auch mit einzelnen Skandalen innerhalb kirchlicher Strukturen, insbesondere in katholischen Diözesen, zusammen.
Wichtig zu beachten ist, dass die Religionszugehörigkeit in der Schweiz auch einen rechtlichen Aspekt hat: In den meisten Kantonen sind Steuerzahler, die als Mitglieder einer offiziell anerkannten Kirche eingetragen sind, verpflichtet, Kirchensteuer zu entrichten. Um diesen Zahlungen zu entgehen, treten jedoch immer mehr Menschen offiziell aus kirchlichen Organisationen aus, was die Zahl der formellen Anhänger traditioneller Religionen weiter reduziert.
Dank internationaler Migration und Globalisierung ist die religiöse Landschaft der Schweiz viel vielfältiger geworden. Schätzungen zufolge sind im Jahr 2025 etwa 5–6 % der Bevölkerung Muslime. Die meisten Muslime sind Einwanderer aus der Türkei, Bosnien, dem Kosovo, Nordafrika und anderen Regionen. Die islamische Gemeinschaft integriert sich allmählich in das gesellschaftliche Leben des Landes, steht jedoch vor einer Reihe von Herausforderungen im Zusammenhang mit der Wahrnehmung in der Gesellschaft und dem rechtlichen Status der Moscheen.
Darüber hinaus hat die Zahl der Anhänger des Buddhismus, Hinduismus, Sikhismus und Judentums zugenommen, insbesondere in Großstädten wie Zürich, Genf und Bern. Im Jahr 2024 wurde ein neues Gesetz über religiöse Organisationen verabschiedet, das kleineren religiösen Gruppen mehr Freiheit einräumt und es ihnen ermöglicht, sich auf kantonaler Ebene leichter registrieren zu lassen und staatliche Unterstützung zu erhalten.
Laut der Volkszählung von 2023 und Erhebungen des Schweizer Haushalt-Panels betrachten sich mittlerweile mehr als 30 % der Bevölkerung des Landes als nicht religiös oder geben in offiziellen Dokumenten „keine Religion“ an. Besonders ausgeprägt ist dieser Trend bei jungen Menschen und Bewohnern städtischer Gebiete.
Säkulare Organisationen wie Pro Religione und die Humanistische Gesellschaft Schweiz haben ihre Bemühungen verstärkt, sich für die Trennung von Kirche und Staat und das Recht auf säkulare Bildung einzusetzen. Einige Kantone prüfen bereits die Möglichkeit, die Kirchensteuer abzuschaffen oder auf freiwillige Beiträge umzustellen.
Als Reaktion auf die wachsende religiöse Vielfalt im Land werden die Bemühungen zur Förderung des interreligiösen Dialogs verstärkt. Im Jahr 2024 wurde die Nationale Kommission für Interreligiöse Zusammenarbeit gegründet, die Vertreter aller großen Religionsgemeinschaften vereint. Ihr Ziel ist es, gegenseitiges Verständnis zu fördern, Diskriminierung zu bekämpfen und allen Gläubigen den gleichen Zugang zu sozialen und pädagogischen Ressourcen zu gewährleisten.
Darüber hinaus führen Bildungseinrichtungen neue Programme zum Studium der Weltreligionen sowie der Ethik und Philosophie ein und ersetzen damit den traditionellen Religionsunterricht. Dieser Ansatz ermöglicht es der Schule, neutral zu bleiben und gleichzeitig die Meinungsvielfalt zu respektieren.
Die Schweizer Verfassung garantiert die Gewissens- und Religionsfreiheit (Artikel 15). Allerdings kam es in den letzten Jahren im Parlament zu Debatten darüber, wie das Prinzip der Säkularität im Kontext einer modernen multiethnischen und multireligiösen Gesellschaft zu verstehen sei.
Eine Reihe von Kantonen haben Gesetze erlassen, die das Zeigen religiöser Symbole in öffentlichen Einrichtungen einschränken. So ist beispielsweise das Tragen des Niqab an Universitäten verboten oder der Unterricht an säkularen Schulen darf keine Elemente religiöser Propaganda enthalten. Die Maßnahmen haben insbesondere in muslimischen und traditionell christlichen Gemeinden Kontroversen ausgelöst.
Bis 2025 wird die religiöse Landschaft der Schweiz immer komplexer und dynamischer. Traditionelle christliche Konfessionen verlieren ihre beherrschende Stellung, während der Säkularismus und die Vielfalt religiöser Ideen an Stärke gewinnen. Gleichzeitig bewahrt das Land dank seiner Politik der Toleranz, der Achtung der Menschenrechte und der Entwicklung des interreligiösen Dialogs seine Stabilität im Bereich der interreligiösen Beziehungen.
Die Schweiz bleibt ein Beispiel dafür, wie Religionsfreiheit, kulturelle Vielfalt und die Laizität des Staates in einer föderalen Struktur erfolgreich miteinander verbunden werden können.
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