Schweizerinnen und Schweizer ertrinken zunehmend in Schulden

Der Weg in die Verschuldung und die Unwissenheit über den Ausweg ist kürzer als man denkt. Das zeigen die Zahlen der Beratungsstellen, die in besorgniserregender Weise Alarm schlagen. Während sich im Jahr 2022 5.216 Familien in die Obhut von Fachdiensten begeben haben, ist diese Zahl im Jahr 2023 auf 6.169 angestiegen. Die Frage ist, was dann im Jahr 2024 zu erwarten ist?

"Die Tendenz, Hilfe bei Beratungsstellen zu suchen, hat zugenommen", erklärt Pascal Pfister, Leiter der Schweizerischen Schuldnerberatungsstelle. Ein Grund dafür ist zweifellos die Inflation, die trotz der jüngsten Verlangsamung weiterhin Druck auf Menschen mit geringem Einkommen ausübt. Das Problem ist, dass es fast unmöglich ist, aus den Schulden wieder herauszukommen, wenn man sie einmal hat. "Wir sind sehr besorgt", fügte Pfister hinzu.

Die meisten Personen, die sich an das zuständige Departement gewandt haben, klagen über Schulden zwischen 12'000 und 70'000 Franken. Dies deckt sich mit den Erfahrungen der vergangenen Jahre. Fast drei Viertel der Betroffenen haben Steuerschulden. Drei Fünftel haben Schulden bei der Krankenkasse, unbezahlte Gesundheitskosten sind weit verbreitet. Kredit- und Kreditkartenschulden machen etwa 22% aus.

Staatliche Unterstützung und Steuerfallen

Wer sich bis zur Zwangsvollstreckung verschuldet hat, kann nur den Lebensunterhalt behalten. In diesem Betrag sind jedoch die Steuern nicht enthalten, so dass die Menschen die laufenden Steuern nicht zahlen können und unweigerlich neue Schulden beim Staat machen.

Die Notwendigkeit des rechtzeitigen Handelns hat auch der Nationalrat erkannt: Schuldner sollen keine neuen Steuerschulden anhäufen. Das Parlament ist der Meinung, dass die Steuern von straffälligen Schuldnern in Zukunft bei der Berechnung des Existenzminimums berücksichtigt werden sollen. "Das wäre ein wichtiger Schritt für verschuldete Menschen", sagt Pascal Pfister. Das Parlament hat das Problem erkannt, aber nun sind weitere Massnahmen nötig.

In der Zwischenzeit fordern die Schuldnerberatungen eine bessere Prävention. "Damit wird sich die Situation der Schuldner in der Schweiz deutlich verbessern", argumentiert der Direktor. "Wir müssen den Menschen eine zweite Chance geben." Das Schuldenproblem in der Schweiz erfordert einen umfassenden Ansatz und rechtzeitiges Handeln. Es ist wichtig, nicht nur Menschen zu helfen, die bereits verschuldet sind, sondern auch daran zu arbeiten, solche Situationen in Zukunft zu verhindern.

Der Schlüssel zur finanziellen Stabilität

Die Verbesserung der finanziellen Allgemeinbildung, die Änderung der Gesetzgebung und die Entwicklung von Unterstützungsprogrammen sind wichtige Schritte zur Verbesserung der Schuldensituation in der Schweiz. Die alarmierenden Daten der Beratungsstellen machen deutlich, dass Staat und Gesellschaft proaktiv handeln müssen, um die finanzielle Stabilität der Bevölkerung zu gewährleisten. Finanzielle Bildung kann den Menschen helfen, besser zu verstehen, wie sie ihr Geld verwalten und Schulden vermeiden können. Gesetzesänderungen können gerechtere Bedingungen für Schuldnerinnen und Schuldner schaffen, und Unterstützungsprogramme können denjenigen, die sie brauchen, die nötige Hilfe bieten.

Die Verschuldungssituation in der Schweiz ist komplex und vielschichtig, und die Bewältigung des Problems erfordert Anstrengungen auf allen Ebenen. Die Schuldnerberatungsstellen bieten weiterhin die nötige Unterstützung an, doch für eine signifikante Veränderung ist ein koordiniertes Vorgehen aller Beteiligten erforderlich. Die Sicherstellung der finanziellen Stabilität der Bevölkerung ist eine Herausforderung, die die Aufmerksamkeit und die Anstrengungen aller Beteiligten erfordert.

Das Problem der Verschuldung beschränkt sich nicht auf die finanzielle Notlage. Es beeinträchtigt die psychologische und emotionale Verfassung der Menschen, ihre Fähigkeit, für die Zukunft zu planen und sich sicher zu fühlen. Deshalb ist es so wichtig, ein System zu schaffen, das den Menschen nicht nur hilft, aus der Verschuldung herauszukommen, sondern auch Schulden zu vermeiden. Die Sensibilisierung für Finanzfragen, der Zugang zu Beratung und die Unterstützung durch Staat und Gesellschaft spielen eine wichtige Rolle bei der Schaffung einer stabileren und nachhaltigen finanziellen Zukunft für alle Schweizer Bürgerinnen und Bürger.

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