Terence Hensley
18.01.2024
340
Terence Hensley
18.01.2024
340
Lindt & Sprüngli gibt an, im Rahmen seines speziellen Förderprogramms Maßnahmen zu ergreifen, die "das Risiko von Kinderarbeit verringern, die Abholzung bekämpfen und die Artenvielfalt erhalten". Genau dieses Versprechen macht der Schweizer Schokoladenhersteller auf seiner Website.
Doch als die SRF-Rundschau die Kakaoplantagen rund um die Stadt Tepa in Ghana genauer unter die Lupe nahm, fand sie ein ganz anderes Bild vor.
Sie deckte mehrere Fälle von Kinderarbeit in der Lieferkette eines Schweizer Unternehmens auf. In dem Dorf Mfenibu transportieren der sechsjährige Kennedy und sein achtjähriger Bruder Ebenezer Kakaoschoten. Ihre Mutter, Lucy, ist resigniert. Sie erklärt, dass sie sich bereits verschulden musste - "ich bin auf meine Kinder angewiesen".
Lindt & Sprüngli wollte vor der Kamera nicht Stellung nehmen, schreibt aber, dass die systemischen Faktoren, die zu Kinderarbeit führen, sehr schwer zu beeinflussen sind. "Die Bekämpfung der Kinderarbeit erfordert Anstrengungen von Regierungen, Nichtregierungsorganisationen, Unternehmen, lokalen Institutionen, Schulen und Landwirten", schreibt das Unternehmen.
Lindt & Sprüngli beliefert rund 80 000 Bauern in Ghana mit Kakao und ist damit einer der führenden Kakaoabnehmer des Landes. Seit 2016 führt das Unternehmen Inspektionen durch, um Kinderarbeit zu verhindern.
Dazu führt ein Team mit Sitz in Kilchberg (ZH) unangekündigte Besuche bei Kakaobauern durch. Von 8 491 Besuchen im Jahr 2021 fand das Schweizer Unternehmen 87 Fälle von Kinderarbeit. "Das ist unglaublich wenig", sagt der ghanaische Journalist Kwetey Nartey. "Die Überwachung durch das Schokoladenunternehmen ist unzureichend", fügt er hinzu.
Im Vergleich dazu verzeichnete der Schweizer Riese Barry Callebaut, der weltweit führende Hersteller von Kakaoprodukten, im letzten Geschäftsjahr 53 839 Fälle von Kinderarbeit unter 250 000 Bauern in Westafrika.
Lindt & Sprüngli begründet dies damit, dass "die Methoden zur Ermittlung von Kinderarbeit bei den einzelnen Schokoladenherstellern unterschiedlich sind". Das Unternehmen fügt hinzu, dass es sich bemüht, "sein Identifizierungssystem kontinuierlich zu verbessern".
Um das Risiko von Kinderarbeit zu verringern, hat Lindt & Sprüngli ein eigenes "Farming Programme" entwickelt, ein Programm zur Unterstützung der Produzenten. Recherchen von SRF-Journalisten ergaben jedoch, dass das Unternehmen keine Niederlassung oder Mitarbeiter in Ghana hat.
Das Unternehmen hat das Programm an den Schweizer Rohstoffkonzern Ecom ausgelagert. Ecom ist einer der grössten Kakaohändler der Welt und offizieller Lieferant von Bohnen aus Ghana für Lindt & Sprüngli.
"Wir überwachen das Farming-Programm ständig", sagt der Zürcher Schokoladenhersteller.
Kinderarbeit ist nicht nur ein Problem für Lindt & Sprüngli, sondern auch für viele andere Schokoladenhersteller. Laut einer Studie der University of Chicago in Ghana ist Kinderarbeit in mehr als der Hälfte aller Kakaoanbauhaushalte ein Problem.
Erfahrungsberichte